Design Forschung.

Die Designwissenschaften sind ein weites Feld zwischen Kunst, Technik, Wissenschaft und Wirtschaft  (Mareis, 2014, S. 219). Die hier entstehenden Theorien entspringen häufig einem konkreten Zweck und generieren einen an­wend­baren Nutzen (ebd.). Christopher Frayling (1993) formulierte drei gültige und allgemein akzeptierte Arten von designwissen­schaftlicher Forschung:
– research into Design, Forschung über oder im Design
– research for Design, Forschung für Design
– research through Design, Forschung durch Design
Es geht in dieser Disziplin um wissenschaftliche Erkenntnisse über Artefakte, ebenso um das Entwerfen selbst als wissenschaftliche Disziplin (Cross, 2006), sowie um die soziale und gesellschaftliche Dimension des Designs (Mareis, 2014).

1_Was genau leisten Designerinnen und Designer für Ihre Auftraggeber und Auftraggeberinnen?
2_Welchen Wert hat eine Designleistung für Unternehmen und wie kann man sie messen?
3_Was ist ein Designprozess und wie läuft er ab?
4_Literatur

1_Was genau leisten Designerinnen und Designer für Ihre Auftraggeber und Auftraggeberinnen?

Laut eines Forschungsgutachtens der Kultur- und Kreativwirtschaft, herausgegeben vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (Arndt, Kimpeler, 2012) gelten Innovationen allgemein als die Kernkompetenz von Designerinnen und Designern. Designerinnen und Designer sind Innovationsbegleiter für ihre Auftraggeber und Auftraggeberinnen und schaffen Inno­vations­effekte wie Emotionalisierung von Produkten, neue Nutzererfahrungen, Bildwelten und Verbesserung von Bestehendem. Sie entwickeln neue Ideen, Produkte und Dienstleistungen, kunden­spe­zifische und funktionale Anpassungen und fertigen Visualisierungen, Modelle oder Prototypen. Dabei handelt es sich meist um nicht-technische Innovationen, sogenannte Soft Innovations. Entscheidend ist dabei die Fähigkeit der Designerinnen und Designer, ihr Wissen zu vernetzen, neu zu kombinieren und in Produkte und Dienste (Inhalt, Content) umzusetzen. Diese Form von Innovationen entsteht zumeist in iterativen Anpassungs- und Opti­mierungs­prozessen (Arndt, Kimpeler, 2012, S. 6). Geschätzt werden Designerinnen und Designer dabei für ihren ganz eigenen Blick auf unterneh­merische Fragestellungen und die Fähigkeit, aus neuen Trends konkrete Geschäftsmo­delle und Produkte zu entwickeln (Arndt, Kimpeler, 2012, S. 11).
Designerinnen und Designer zeigen „neue Lösungsräume auf, weisen ihre Auftraggeber auf alternative Denkmo­delle hin und helfen dabei, bekannte Probleme neu anzugehen. Sie unterstützen ihre Auftraggeber dabei, die Bedürfnisse deren Ziel­gruppen zu erkennen und zu vermitteln, sie schaffen neue Nutzungserfahrungen von Produkten und Dienstleistungen, passen die Leistungen an die Bedarfe der Kunden an, entwerfen Images und Marken und nehmen damit Einfluss auf die Kaufentscheidungen der Kunden“ (Arndt, Kimpeler, 2012, S. 12). In der „Gestaltungs- und Entwicklungsphase bestärken die Designerinnen und Designer ihre Auftraggeber insbesondere darin, fragmentiertes Wissen bzw. Ressourcen zu einer Gestaltung zusam­menzuführen" (Arndt, Kimpeler, 2012, S. 9-10). Sie gestalten Kommunikation und deren Kanäle neu, sie etablieren multidisziplinäre Zusam­menarbeit bei ihren Auftraggebern und unterstützen diese bei Markteinführung und Implemen­tierung. Sie testen, prüfen, bereiten die Produktion und den Vertrieb vor, forschen, entwickeln und konstru­ieren (Arndt, Kimpeler, 2012; Bertschek 2015). Insgesamt haben Designerinnen und Designer einen positiven Einfluss auf die Innovationsergebnisse ihrer Auftraggeber und Arbeitgeberinnen und machen diese, ebenso wie die Gesamtwirtschaft, innovativer und wettbewerbsfähiger.

2_Welchen Wert hat eine Designleistung für Unternehmen und wie kann man sie messen?

Thomas Lockwood benennt in seinem Artikel „Design Value: A Framework for Measurement“ zehn Kategorien, die den Wert einer Design­­leistung für das Unterneh­men messbar machen und entwickelte folgende Wirkungsfelder (Lockwood, 2007):
01_Design emotionalisiert und beeinflusst Entscheidungen
02_Design ermöglicht Strategie und eröffnet neue Märkte
03_Design schafft Markenbilder und Unternehmensreputation
04_Design beschleunigt den Markteintritt und verkürzt den Entwicklungsprozess
05_Design trägt zu Kapitalrendite (ROI) und Kosteneinsparung bei
06_Design ermöglicht Produkt- und Service Innovationen
07_Design steigert die Kundenzufriedenheit und entwickelt Kundengemeinschaften
08_Design entwickelt Geschmacksmuster, Marken und geistiges Eigentum
09_Design verbessert die Bedienbarkeit
10_Design verbessert die Nachhaltigkeit

Das Design Management Institut erforscht den Designwert als „Design Value Index“ seit mehr als 10 Jahren und fand heraus, dass „design-centric“ Unternehmen, also solche Unternehmen, die Design in ihrer Unterner­neh­mens-DNA und damit im Manage­ment fest verankert haben, in den vergangenen 10 Jahren einen Wertzu­wachs von 211% im Gegensatz zur Vergleichsgruppe der "nicht-design-centric“ Unternehmen entwickelt haben (Rae, 2016).

3_Was ist ein Designprozess und wie läuft er ab?

Betrachtet man den kreativen Prozess des Entwerfens, so schreibt Cameron Tonkinwise „Es gibt keine in wenigen Worten darzustellende Theorie oder Methode des Entwerfens, die gelehrt und dann zur Problemlösung angewandt werden kann. Design ist keine von Regeln geleitete Tätigkeit, sondern eine situationsgebundene. [...] Weil die meisten Design-Probleme komplex und verzwickt sind, also keine endgültige und objek­tive Lösung haben, ist es schwierig, wenn nicht unmöglich Design-Prozesse zu automati­sieren.“ (Tonkinwise, 2008, S. 190). Der Design-Prozess aber ist in der Regel nicht willkürlich, sondern findet zumeist auf ähnliche Weise statt, sofern der Problemzusammen­hang von den Designern als ähnlich empfun­den wird, ist allerdings nicht normiert und auf Regeln ausgerichtet (Tonkinwise, 2008). Laut Carlos Teixera und Raoul Rickenberg kann der Design-Prozess sowohl zielorientiert als auch vom Gedanken der evolutionären Anpassung bestimmt sein, von rationalen Entscheidungen oder Intuition motiviert sein und in stabilen, ebenso wie in dynamischen Umgebungen stattfinden (Teixera, Rickenberg, 2008). Kreative Prozesse haben also keine klar definierte und starr ablaufende Prozessstruktur.
Dennoch versuchen beispielsweise Methoden wie das Design Thinking (Plattner, et al., 2009) die Phasen der kreativen Entwicklung beschreibbar zu machen. Design Thinking  teilt die Arbeitsweise der Designer in sieben iterative Phasen und beschreibt sie mit den Begrif­fen „verstehen“, „beobachten“, „Standpunkte definieren“, „Ideen finden“, „Prototypen entwickeln“ und „testen“. Über solche Methoden kann der kreative Prozess zwar strukturiert werden, verhält sich in der Regel allerdings iterativ und erscheint nur wenig planbar.  Zudem durchlaufen kreative Prozesse, wenn auch ohne klar definierte und starr ablaufende Prozessstruktur, unterschiedliche Phasen, die verschiedene Arbeitsweisen verlangen. Während von den Designerinnen und Designern bei Projektstart deutlich ihre wahrnehmenden Fähigkeiten im Vordergrund stehen, verlangt die Phase der Ideenentwicklung sehr kreative, offene, teamorientierte und konzentrierte Arbeitsweisen, während der Projektabschluss eher kommunikative Strukturen aufweist.

4_Literatur


Arndt, O., Kimpeler, S., Freitag, K., Wydra, S., Knetsch, F., Baier, E., et al. (2012). Die Kultur- und Kreativwirtschaft in der gesamtwirtschaft­lichen Wertschöpfungskette. Wirkungsketten, Innovationskraft, Potentiale. Kurzfassung eines Forschungsgutachtens im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie, Berlin: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi).

Bertschek I., Ohnemus, J., Erdsiek, D., Kimpeler, S., Rammer, C., Schulze Schleithoff, S., et al. (2015). Langfassung. Monitoring zu ausgewählten wirtschaftlichen Eckdaten der Kultur- und Kreativwirtschaft 2014, Berlin: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi).

Cross, N. (2006). Designerly Ways of Knowing. London: Springer

Frayling, C. (1993). Research in Art and Design. Royal College of Art Research, 1 (pp. 1-5)

Lockwood, T. (2007). Design Value: A Framework for Measurement, Design Management Review, 18 (4) (pp. 90-97). Boston: Design Management Institute (DMI).

Mareis, C. (2014). Theorien des Designs, zur Einführung. Hamburg: Junius Verlag.

Plattner, H., Meinel, C. & Weinberg, U. (2009). Design-Thinking, Innovation lernen – Ideenwelten öffnen. mi-Wirtschaftsbuch, München: Münchner Verlagsgruppe GmbH.

Rae, J. (2016). 2015 Design Value Index Results and Commentary, The Power of Design continues to grow across the S&P 500. Boston: Design Management Institute (DMI), aufgerufen am 20.1.2017, 18:55 Uhr. http://www.dmi.org/default.asp?page=DesignValueIndexRes

Teixera C. & Rickenberg, R. (2008). Design-Prozess. In M. Erlhoff & T. Marshall. Wörterbuch Design: Begriffliche Perspektiven des Design (S. 107-109). Basel: Birkhäuser GmbH.

Tonkinwise, C. (2008), Heuristik. In M. Erlhoff & T. Marshall. Wörterbuch Design: Begriffliche Perspektiven des Design (S. 190-192). Basel: Birkhäuser GmbH.